Stolz – Der Hauptgenerator von Durchsetzung
Wenn Stolz sprechen könnte, würde er uns sagen: „Du bist wertvoll!“
Für Stolz haben wir im Alltag positive (z. B. selbstsicher) als auch negative Wörter (z. B. überheblich). Wir unterscheiden bei Stolz zwischen zwei Formen, a) dem authentischen Stolz sowie b) dem anmaßenden Stolz.
Authentischer Stolz bedeutet, du bist stolz auf etwas, dass du durch dein Handeln erreicht hast (z. B. eine gute Note in der Prüfung, weil du viel dafür gelernt hast). Du fokussierst dich auf Dinge, die von dir kontrollierbar sind und du tust etwas aktiv dafür stolz zu sein. Dadurch steigerst du deinen aktiven Selbstwert.
Anmaßender Stolz (oder auch identitätsbezogener Stolz) bedeutet, du bist stolz auf etwas, für das du nichts getan hast (z. B. eine gute Note in der Prüfung durch hohe angeborene Intelligenz). Du fokussierst dich auf Dinge, die nicht von dir kontrollierbar sind. Menschen mit einem hohen Maße an anmaßendem Stolz fühlen sich anderen übergeordnet und haben einen starken Selbstbezug.
Der universale psychologische Trigger von Stolz ist, dass du etwas erreichst, dass du als gut bewertest.
Die Funktion von Stolz ist die beharrliche Annäherung an deine Ideale-ICH Identität (Tracey, 2016, S. 70). Du gehst sinnbildlich gesprochen eine Beziehung mit deinem künftigen ICH ein. Daher ist Stolz entscheidend dafür langfristig Ziele zu erreichen und diese auch bei Widerständen nicht aus dem Fokus zu verlieren. Das Bedürfnis hinter Stolz ist Selbstwert. Funktionaler Stolz steigert unser Selbstwertgefühl. Dysfunktionaler Stolz fördert Narzissmus (Tracey et al., 2009).
Ressourcen-Impact-Matrix für Stolz
Physiologisch / neuronal
- Ingroup-Stolz stärkt die zelluläre Resilienz, vor allem (DHEA) (Ratner et al., 2012).
- Aktiviert den Parasympathikus und erhöht damit die Herzratenvariabilität (HRV) (Keibig, 2014, S. 134)
Emotional
- Fördert ein positives Selbstwertgefühl (Tracey et al., 2009).
- Schützt vor Depressionen und Suizidabsichten (Bryan et al., 2013).
- Reduziert mehr als jede andere angenehme Emotion Ängste in sozialen Situationen (Cohen & Huppert, 2018).
Kognitiv
- Steigert den Grit (Gilchrist, Fong, Herbison, & Stabiston, 2018).
- Fördert die Leistungsmotivation (Gilchrist, Conroy, & Sabiston, 2017).
- Stärkt die Selbstkontrolle (Patrick, Chun, & MacInnis, 2009).
Sozial / behavioral
- Fördert die Zielerreichung und Performance (Weidman, Tracey, & Elliot, 2016).
- Begünstigt effektives Führungsverhalten (Yeung & Shen, 2019).
- Fördert uneigennütziges und sozial gerechtes Handeln (Michie, 2009).
Definition & Kurzübersicht für Stolz
Trigger
Etwas erreichen, dass du als gut bewertest
Funktion
Beharrliche Annäherung an deine Ideale-ICH Identität
Bedürfnis
Selbstwert
Stolz sein
Stolz kannst du durch verschiedene Maßnahmen stärken und gesund in deinem Leben als Normalzustand kultivieren:
- Nimm eine bequeme Sitzposition ein und schließe deine Augen. Stelle dir innerlich die Frage: „Was habe ich durch mein Handeln erreicht, auf das ich stolz bin?“. Nimm alle Gedanken und Empfindungen, die als Antwort hochkommen, bewertungsfrei wahr. Verbinde dich jetzt für ca. 15 Sekunden bewusst mit dem Gefühl des Stolzes in deinem Körper (d .h. mit dem Ort in deinem Körper, der dich am stärksten den Stolz spüren lässt). Mache dies ein- bis zweimal täglich.
- Schreibe dir jeden Abend drei Erfolge auf, die du durch dein Handeln an dem Tag erreicht hast. Dies dürfen große oder auch „vermeintlich“ kleine Dinge sein. Gehe nochmal innerlich in Kontakt mit dem Erreichten und fühle die angenehme Verbindung.
- Nutze eine High-Power-Pose, indem du eine raumeinnehmende und aufrechte Körperhaltung einnimmst. Eine Meta-Analyse hat gezeigt, dass sich dies stolz-stärkend auswirkt und Menschen sich sicherer und kraftvoller fühlen (Cuddy, Schultz, & Fosse, 2018).
- Visualisiere dein „ideales ICH“ als ein Zielfilm. Erlebe dich dabei von außen. Lese hier, wie das funktioniert.
Selbstwertgefühl durch Stolz – Komplementär mit Dankbarkeit
Selbstwert sagt einfach ausgedrückt aus: „Ich fühle mich wertvoll“. Selbstwert beschreibt die eigene subjektive Bewertung des Selbstkonzeptes eines Menschen. Wir alle haben das grundlegende Bedürfnis, uns wertvoll zu fühlen. Für die mentale Gesundheit eines Menschen ist dies elementar. Die meisten Menschen haben eine sogenannte „externale Selbstwertstrategie“. Sie fühlen sich dann wertvoll, wenn sie von außen Anerkennung bekommen (z. B. durch Feedback, Status, Likes von Posts, etc.). Im Gegensatz dazu gibt es die „internale Selbstwertstrategie“. Du fühlst dich aus dir selbst heraus wertvoll und benötigst dafür keine Anerkennung von außen. Das Risiko der externalen Selbstwertstrategie ist offensichtlich, diese funktioniert nur, solange die Anerkennung von außen fliest. Endet die Anerkennung, endet das Selbstwertgefühl. Die internale Selbstwertstrategie hingegen ermöglicht dir Unabhängigkeit von Meinungen und Sichtweisen anderer.
Ferner unterscheidet sich Selbstwert in zwei Formen, dem aktiven Selbstwert und dem passiven Selbstwert. Aktiver Selbstwert bedeutet, du fühlst dich wertvoll, weil du etwas dafür tust (du erreichst es durch dein Handeln). Passiver Selbstwert bedeutet, du fühlst dich wertvoll, weil du bist (du brauchst dafür nichts zu tun).
Selbstwert ist dabei Kontext abhängig (Beruf, Beziehung, Familie, usw.). In der einen Situation kannst du dich dadurch wertvoll und souverän fühlen und in einer anderen nicht.
Authentischer Stolz steigert direkt deinen aktiven Selbstwert, während Dankbarkeit direkt deinen passiven Selbstwert stärkt. Die Kombination aus diesen beiden emotionalen Super-Ressourcen ist daher extrem kraftvoll, um schnell das Selbstwertgefühl eines Menschen nachhaltig zu steigern!
Quelle: Mesource