Emotionen – Funktional versus Dysfunktional

Entspannung – Bewahrerin von Ruhe und Erholung 

Entspannung stellt eine wichtige balancierende Ressource dar, vor allem in unserer heutigen fordernden Leistungsgesellschaft. Empfinden wir ständigen Stress oder verarbeiten wir emotional belastende Erlebnisse nicht, reagiert unser Körper entweder mit einer dauerhaft verstärkten oder chronisch verringerten Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. Beides wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus (Pan et al., 2020; Young et al., 2020). Studien zeigen, dass Entspannung einen erhöhten Stresshormon-Spiegel senkt und so den Organismus unterstützt, Cortisol-Werte zu normalisieren (Teixeira, Martin, Prendiville, & Glover, 2005). 

Der universale psychologische Trigger von Entspannung ist eine als angenehm und beruhigend empfundene Umgebung. Die Umgebung kann hierbei variieren. Für manche ist es die warme Badewanne, für andere gemütlich eingekuschelt auf der Couch oder auch ein Spaziergang im Wald. Durch Entspannungsmomente nimmst du dir eine Auszeit vom „Alltagsstress“. 

Entspannung bedeutet daher vor allem auch los- und fallenlassen, um zu regenerieren. Daher ist die Funktion von Entspannung Spannungslösung. Eine subjektiv empfundene Entspannung – genau wie Sicherheit – wirkt beruhigend auf deinen Organismus. 

Das Bedürfnis, dass du durch Entspannung erfüllst, ist somit Ruhe und Erholung. Hierdurch wird das Grundmotiv nach Ordnung & Stabilität gestärkt. 


Weitere nützliche Unterscheidungsform für Emotionen

Ressourcen-Impact-Matrix für Entspannung

Physiologisch / neuronal

  • Aktiviert den Parasympathikus und erhöht damit die Herzratenvariabilität (Sakakibara, Takeuchi, & Hayano, 1994).
  • Reduziert das Stresshormon Cortisol (Teixeira et al., 2005).
  • Verbessert die Schlafqualität (Jerath, Beveridge, & Barnes, 2018).
  • Stärkt das Immunsystem und die Abwehrkräfte (Pawlow & Jones, 2005).

Emotional

  • Reduziert Stress, Depressionen und Angst (Gangadharan & Madani, 2018).
  • Kann Spannungskopfschmerzen in Häufigkeit und Intensität lindern (Álvarez-Melcón, & Beneit-Montesinos, 2018).

Kognitiv  

  • Reduziert die Neigung zum Grübeln (Villa & Hilt, 2014). 
  • Erhöht die langfristige Merkfähigkeit, indem die Gedächtniskonsolidierung gefördert wird (Nava, Landau, Brody, Linder, & Schachinger, 2004). 

Sozial / behavioral

  • Lässt uns Kritik offener annehmen und mindert aggressives Verhalten (im Sinne negativer Bewertungen des Gegenübers) als Reaktion (Krahé, Lutz, & Sylla, 2018).
  • Kann stressbedingtes Essverhalten verringern (Masih, Dimmock, Epel, & Guelfi, 2017). 

Definition & Kurzübersicht für Entspannung

Trigger

Eine als angenehm und beruhigend empfundene Umgebung

Funktion

Spannungslösung

Bedürfnis

Ruhe, Erholung

Entspannung stärken

Entspannung kultivierst du optimal in dem du a) deine emotionale Denkgenauigkeit stärkst (d. h. Klarheit über Trigger, Funktion, Bedürfnis; siehe oben) sowie b) deine emotionale Empfindungsgenauigkeit trainierst (d. h. du erlebst und fühlst Entspannung regelmäßig). Nachfolgend fünf anwendbare Tipps, um sofort mehr Entspannung zu fühlen:

  • Nimm eine bequeme Sitzposition ein und schließe deine Augen. Stelle dir innerlich die Frage: „In welchem Moment habe ich mich entspannt gefühlt?“. Nimm alle Gedanken und Empfindungen, die als Antwort hochkommen, bewertungsfrei wahr. Verbinde dich jetzt für ca. 15 Sekunden bewusst mit dem Gefühl der Entspannung in deinem Körper (d. h. mit dem Ort in deinem Körper, der dich am stärksten die Entspannung spüren lässt). Mache dies ein- bis zweimal täglich. 
  • Nutze deinen Atem zur Entspannungsaktivierung: Atme rund vier Sekunden durch die Nase ein (in den Bauch für die Zwerchfellatmung), halte den Atem für eine Sekunde an und atme rund sechs Sekunden durch den Mund aus. Fühle dich frei, die Zeitfrequenzen leicht anzupassen, sodass es sich optimal für dich anfühlt. 
  • Nutze körperorientierte Entspannungstechniken, wie z. B. die progressive Muskelentspannung (PMR). Diese folgt dem Ansatz, dass ein Muskel leichter entspannt werden kann, wenn er vorher bewusst angespannt wurde. 
  • Ebenso kannst du einen Bodyscan nutzen: Scanne bewusst deinen Körper von Kopf bis Fuß durch, spüre einer möglichen Anspannung nach und lasse diese einfach bewusst los. 
  • Eine der einfachsten Methoden zur Entspannung ist Stille. Eine Studie konnte zeigen, schon zwei Minuten Stille – die auf laute Umgebung folgt – senkt deutlich Blutdruck, Herzfrequenz und Atmung (Bernardi, Porta, & Sleight, 2006). 
Weitere nützliche Unterscheidungsform für Emotionen

Kognitive Flexibilität durch Entspannung – Komplementär mit Ehrfurcht

Die kognitive Flexibilität beschreibt unsere Fähigkeit, unser Verhalten und Gedanken an neue, sich verändernde oder unerwartete Ereignisse anzupassen. Es stellt die Begabung unseres Gehirns dar, flexible Handlungsstrategien zu nutzen, um vorher unbekannte Lösungswege zu finden, wenn Problemsituationen auftreten (Scott, 1962). 

Drei Punkte sind hier entscheidend:

  1. Wachsamkeit: Um so aufmerksamer du durch die Welt gehst, desto besser und schneller verarbeitest du multiple Reize. Vor allem die Nicht-Bewertung scheint eine wichtige Rolle bei der Achtsamkeit zu spielen (Zou, Li, Hofmann, & Liu, 2020). Um so schneller du neue Informationen akzeptierst, desto schneller kannst du dein Denken und Handeln anpassen. 
  2. Anpassungsfähigkeit: Entscheidend ist hier das willentliche Umschalten, um deine Fähigkeiten auf die neue Situation anzupassen. Neue Lösungswege mit Leichtigkeit zu identifizieren, steht hierbei im Mittelpunkt. Die Emotionen Freude sowie Interesse stärken durch ihre Dopaminwirkung diesen Aspekt. Dopamin steht unmittelbar mit deinen Lernprozessen und der Suche nach Neuem in Zusammenhang (Gruber et al., 2014). 
  3. Sicherheit: Sicherheit ist die Grundvoraussetzung für Veränderung. Hier geht es vor allem um die innere Sicherheit, äußere Reize kontrollieren und verändern zu können. Bewerten wir eine Situation als unvorhersehbar, steigt der Stresspegel an, in einer Studie sogar um 68 Prozent (Coates & Herbert, 2008). Außerdem werden die Belohnungsnetzwerke im Gehirn gehemmt und das Alarmzentrum, in Verbindung mit unbewussten Handlungsprogrammen für Angst, im Gehirn aktiviert. Eine Vielzahl an Studien hat gezeigt, die Kombination aus Angst und einem erhöhten Cortisolspiegel (Stresshormon) führt dazu, dass wir konservativer entscheiden und weniger Risiken eingehen (Gambetti & Giusberti, 2012; Kandasamy et al., 2014). 

Im Wesentlichen geht es bei der kognitiven Flexibilität darum, aus einem Gefühl der inneren Sicherheit/Entspannung heraus das Neue zu umarmen. Die innere Sicherheit wird durch die emotionale Super-Ressource Entspannung – wie auch durch Sicherheit selbst – gestärkt, während Ehrfurcht durch die Öffnung der Sinne die Anpassungsfähigkeit steigert. Hierdurch öffnest du dich Neuem und stärkst deine Lernfähigkeit. 

Quelle: Mesource