Emotionen – Funktional versus Dysfunktional

Schuld – Bewahrerin der Authentizität

Wenn Schuld sprechen könnte, würde sie uns sagen: „Sei echt und mach es wieder gut!“

Schuld ist eine selbstreflektive Emotion (wie Scham und Stolz). Die Emotion entsteht dadurch, was wir über uns selbst denken und wie wir uns selbst bewerten. 

Der universale psychologische Trigger von Schuld ist: Wert-inkongruentes Verhalten, durch das eine andere Person zu Schaden kommt. Im Fokus ist hierbei die Verletzung moralischer, ethischer oder religiöser Grundsätze durch ein (Nicht-)Handeln (Rebega, Apostol, Benga, & Miclea, 2013). Der Schaden muss hierbei nicht materiell oder objektiv sein. Die Vorstellung, dass jemand durch unser Verhalten einen Schaden erlitten hat, reicht bereits aus. Häufig tritt Schuld in Kombination mit Scham auf (Wolf, Cohen, Panter, & Insko, 2010). Scham richtet sich dabei auf die negative Bewertung unserer sozialen Identität, während Schuld sich auf ein Verhalten bezieht (Niedenthal, Tangney, & Gavanski, 1994).  

Die Funktion von Schuld ist: Barriere gegen Regelverstöße, Beschwichtigung, Motivation zur Schadensbehebung. Schuld dient damit, ähnlich wie Scham, dem Gruppenzusammenhalt, da schuldauslösendes Verhalten vermieden wird (welches „gesellschaftliche Regeln“ verletzen würde). Bei einem Fehlverhalten hilft Schuld die andere Person zu beschwichtigen (Baumeister, Stillwell, & Heatherton, 1994). Die Annäherungsmotivation von Schuld sorgt dafür, dass wir den Schaden wieder beheben wollen, der durch ein Fehlverhalten entstanden ist (Schmader & Lickel, 2006). Es geht hierbei um eine emotionale Aussöhnung, mit der anderen Person als auch uns selbst. 

Daher ist das Bedürfnis hinter Schuld Authentizität (Echtheit). Funktionale Schuld hilft dir dabei, im Einklang mit deinem Wertesystem zu agieren. Du bist und bleibst dir selbst treu.  

Dysfunktionale Schuld führt dazu, dass ein Mensch „Gewissensbisse“ hat. Die Annährungsmotivation richtet sich gegen einen selbst, im Extrem in Form von Bestrafung wie beispielsweise Mahlzeiten auslassen oder bis zur Erschöpfung arbeiten (Nelissen & Zeelenberg, 2009; Slepian & Bastian, 2017). 

Die Dysfunktion von Schuld ist daher Selbstbestrafung. Die innere Frage, die dir hilft, um aus einer möglichen Dysfunktion zukommen, lautet: Wie kann ich mein Handeln wieder in Übereinstimmung mit meinen Werten bringen? 

Schuld hat eine Annäherungsmotivation. 


Weitere nützliche Unterscheidungsform für Emotionen

Definition & Kurzübersicht für Schuld

Trigger

Wert-inkongruentes Verhalten, durch das eine andere Person zu Schaden kommt

Funktion

Barriere gegen Regelverstöße, Beschwichtigung, Motivation zur Schadensbehebung

Bedürfnis

Authentizität

Quelle: Mesource