Emotionen – Funktional versus Dysfunktional
Warum gibt es keine negativen Emotionen? Welche Unterscheidungsformen für Emotionen sind sinnvoll? Warum kann jede Emotion wertvoll sein?
Fragwürdige Unterscheidungsform für Emotionen
Häufig unterscheiden Menschen Emotionen in negativ und positiv. Emotionen wie Angst, Trauer, Schuld, Scham, Ekel, Ärger oder Verachtung werden üblicherweise als negativ betrachtet. Emotionen wie Freude, Stolz, Interesse oder Liebe werden üblicherweise als positiv bewertet.
Stell dir vor, eine Prüfung steht an. Um die Prüfung zu bestehen ist es wichtig, dass du dich vorbereitest. Eine moderate Sorge (leichte Form von Angst) sorgt dafür, dass du die Prüfung ernst nimmst, dich vorbereitest und sie meisterst. War das negativ, weil Angst beteiligt war?
Stell dir vor, jemand liebt einen anderen Menschen von ganzem Herzen. Und zwar so sehr, dass der Liebende das Gefühl hat, ohne den anderen Menschen nichts mehr zu sein. Es entsteht durch die übersteigerte Liebe eine Abhängigkeit. Ist das positiv, weil Liebe beteiligt ist?
Sinnvolle Unterscheidungsform für Emotionen
In dem Prüfungsbeispiel agiert Angst, als eine Art Antrieb, ein Ziel zu erreichen. Das ist sehr funktional. Funktional bedeutet eine Emotion erfüllt ihren Zweck, ihre eigentliche Funktion. Jede Emotion hat eine spezifische Funktion.
In dem Liebesbeispiel agiert Liebe als eine Art Blockade, harmonisch und frei zu lieben. Ein Mensch, der sich so sehr in die Liebe hineinsteigert und glaubt, er sei nichts Wert ohne seinen Partner, kann nie wirklich ja sagen zu einer Beziehung. Denn wir können nur Ja sagen, wenn wir auch Nein sagen können. In diesem Beispiel tritt die Liebe daher als dysfunktional auf. Die eigentliche Funktion wird nicht erfüllt.
An diesen beiden Beispielen kannst du sehen, dass es sinnvoll ist Emotionen in funktional und dysfunktional zu unterscheiden. Hierbei kann jede Emotion entweder funktional oder dysfunktional sein. Dies hängt davon ab, ob eine Emotion übersteuert und blockiert (dysfunktional) oder in ihrer Balance und zweckmäßig ist (funktional).
Daher hat jede Emotion die Kompetenz, ein für dich wichtiges Bedürfnis zu erfüllen!
Du kannst Emotionen auch in angenehm und unangenehm sowie in hohes oder geringes Arousal (Grad der Aktivierung des zentralen Nervensystems) unterteilen.
Zorn (starker Ärger) fühlt sich zum Beispiel eher unangenehm an und hat ein hohes Arousal. Entspannung fühlt sich dagegen beispielsweise angenehm an und hat ein geringes Arousal. So lässt sich grundsätzlich jede Emotion unterteilen.